Die Herren von Sparneck
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts änderten sich die Machtverhältnisse im Waldsteingebiet. Die Markgrafen von Giengen-Vohburg, die in der Gegend von Cham beheimatet waren (Burg Haidstein), kolonisierten im Egerland und setzten ihre Gefolgsleute auch auf dem Waldstein ein. Aus der Folgezeit sind uns mehrere Urkunden überliefert, die es erlauben, ein schlüsssiges Bild der Sparnecker Geschichte nachzuzeichnen. Andere Quellen wie etwa die reichlich vorhandenen Sagen halten dagegen einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand.

Im Jahre 1170 wurde erstmals ein "Getto von Waltstein" urkundlich erwähnt. Dieser Ahnherr der Sparnecker Ritter ließ vermutlich die erste Burg am Waldstein errichten.

Die Ostburg auf dem Waldstein (Hans Gründler)

Gettos Söhne Rüdiger und Arnold bauten eigene Burgen in Sparnberg und Hirschberg an der Saale und begründeten damit weitere Zweige der Dynastie.

Sparneck erscheint erstmals mit einer Urkunde vom 10. November 1223 im Licht der Geschichte. In ihr treten Rüdiger von Sparneck (Rudegerus de Sparrenhecke), und sein Bruder Arnold von Sparnberg - die Söhne Rüdigers von Sparnberg - als Zeugen bei einem Gerichtstag in Eger auf. Dies ist die "Geburtsurkunde" von Sparneck. Sie läßt darauf schließen, dass hier eine Burg erbaut wurde und der Besitzer sich nach ihr benannte.

Die Existenz der Sparnecker Burg selbst wurde allerdings erst im Jahre 1298 aktenkundig. Die Bezeichnung "Sparrenhecke" leitet sich offenbar von dem Sparren (rot auf silbernem Grund) ab, der im Sparnecker Wappen erscheint und bereits in Sparnberg namensgebend war. Der Zusatz "hecke" oder auch "eck" bezeichnet die Lage der Burg auf einem Bergsporn.

Das Schloss in Sparneck (Hans Gründler)

Diese Burg in Tallage wurde zum neuen Stammsitz des Geschlechtes der Ritter von Sparneck. Im Gegensatz zur Höhenburg Waldstein war das neue Haus mehr Wohn- als Wehrbau und wurde daher meistens als Schloss bezeichnet.
Die Glanzzeit
Die Herren von Sparneck schrieben in den folgenden 300 Jahren die Geschichte der Region nördlich des Waldsteins und zählten damit zu den bedeutenden Rittergeschlechtern Oberfrankens. Sie saßen auf den Burgen Sparneck und Waldstein (wo sie um 1350 eine neue Wehranlage, das "Rote Schloss", errichteten), außerdem in Weißdorf, Uprode, Stockenroth, Hallerstein, Gattendorf und Stein.

Das "Rote Schloss" auf dem Waldstein (Hans Gründler)

Ihr Kernland umfasste ein Gebiet, das sich ungefähr mit dem früheren Landkreis Münchberg deckt. Dazu kam umfangreicher Streubesitz bis hinein ins Egerland (Schönbach) sowie weitreichende Rechte wie die hohe Gerichtsbarkeit (Halsgericht), die beispielsweise mit dem Galgen auf dem Steinbühl ausgeübt wurde.

Die Dynastie der Sparnecker verbreiterte sich auf insgesamt sieben Linien, die bis nach Trausnitz in der Oberpfalz reichten. Sie bekleideten hohe weltliche und kirchliche Ämter wie beispielsweise Domherren in Regensburg, Würzburg oder Bamberg.

Die Herren von Sparneck profitierten zweifellos von dem Umstand, dass der böhmische König im Jahre 1355 deutscher Kaiser wurde (Karl IV.) und damit das europäische Machtzentrum in ihre unmittelbare Nachbarschaft rückte. Sie verstanden es in dieser Zeit, ihren Besitz unter böhmische Lehenshoheit zu stellen.

Besonders Münchberg nahm dank seiner günstigen Verkehrslage eine positive Entwicklung. Rüdiger von Sparneck privilegierte den Ort im Jahre 1364 mit dem weitreichenden Nürnberger Stadtrecht.

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts hatten die Ritter jedoch mit den agressiven Expansionsbestrebungen der mächtigen Burggrafen von Nürnberg zu kämpfen. Deren Druck verstärkte sich fortlaufend und sie nahmen das Sparnecker Gebiet von Norden und Süden her in die Zange. Schließlich gaben die Sparnecker nach und verkauften ab 1373 einen gewichtigen Teil ihres Besitzes, nämlich die Stadt Münchberg mit 19 umliegenden Dörfern.
Das Verhängnis
Das ausgehende Mittelalter markierte das Ende der Ritterzeit. Die Verwendung des Schießpulvers und die Geldwirtschaft machten sie entbehrlich. Viele Adelige verarmten und manche von ihnen versuchten, durch unlautere Mittel ihr Auskommen zu sichern.

Ein Beispiel dafür war Hans Thomas von Absberg, der erbitterte Fehden gegen fränkische Reichsstädte führte. Er überfiel Kaufleute und hohe Beamte, raubte sie aus und erpreßte Lösegelder. Seine gefürchtete Spezialität war es, Gefangenen eine Hand abzuhacken und damit seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Die Sparnecker Ritter machten einen verhängnisvollen Fehler, als sie dem Absberger erlaubten, seine Geiseln im Verlies am Waldstein zu verstecken. Dies führte dazu, dass der "Schwäbische Bund", ein Zusammenschluss fränkischer und schwäbischer Reichsstädte mit Nürnberg an der Spitze, ein gewaltiges Söldnerheer aufstellte und in einem beispiellosen Strafgericht 23 "Raubschlösser" vom Odenwald bis zum Fichtelgebirge zerstören ließ.

Dieser "Fränkische Krieg" beendete im Sommer 1523 auch die Ära der Ritter von Sparneck. 10 000 Fußknechte und 1000 Reiter wurden mit 40 Geschützen und 100 schweren Büchsen sowie 900 Zentner Pulver von Dinkelsbühl aus in Marsch gesetzt. Der gewaltige Zug kam am 8. Juli 1523 in Sparneck an und schlug dort sein Lager auf.

Am 10. Juli 1523 wurden die Schlösser Sparneck und Gattendorf zerstört, am 11. Juli der Waldstein und die Uprode gesprengt und am 12. Juli ereilte das Schicksal das Wasserschloss in Weißdorf. Die Bewohner der Schlösser waren angesichts der erdrückenden Übermacht natürlich längst entwichen.

Die Zerstörung der Waldsteinburg 1523 (Holzschnitt von Wolfgang Resch)